Erst hieß es, die Blackbox des abgestürzten Germanwings-Flugzeugs von Flug 4U9525 sei 20cm tief in der Erde gefunden worden, nun liegen auch schon die Auswertungen vor. Erstaunlich schnell, muss man sagen. Auf die detaillierten Ergebnisse von Flug MH17 warten wir noch immer.
Von Marco Maier
Auch wenn es normalerweise recht lange dauert, bis ein Flugzeugabsturz wie jener des Airbus von Germanwings in Frankreich bestmöglich rekonstruiert und ausgewertet werden kann, so überrascht man uns medial rasend schnell mit Neuigkeiten. Wie schon beim Flug MH17, welcher in der Ostukraine abgeschossen wurde, war man auch dieses Mal in Sachen Vorverurteilung sofort zur Stelle: der Copilot wars – so der einhellige mediale Tenor.
Interessant dabei ist, dass man die Ungereimtheiten beim Stimmenrekorder des Cockpits (z.B. die beinahe schon gespenstische Stille, obwohl alle Insassen des Flugzeugs den schnellen Sinkflug auf jeden Fall bemerken hätten müssen) schon weitestgehend negierte. Und nun liegt die Auswertung der eben erst gestern Donnerstag gefundenen Blackbox mit den Flugdaten vor.
Demnach habe der Copilot entsprechend den Daten des Flugdatenschreibers den Airbus bewusst in den Sinkflug gebracht und dabei beschleunigt. Dies teilte die französische Untersuchungsbehörder Bea mit. Der Autopilot, so der Bericht, sei so eingestellt worden, dass die Maschine auf 100 Fuß (rund 30 Meter) sinkt. Dabei sei das Flugzeug mehrfach beschleunigt worden.
Nun stellt sich die Frage, ob man sich überhaupt noch die Mühe machen wird, den Vorgang bestmöglich zu rekonstruieren, oder ob man sich mit den bisherigen Erklärungen zufrieden gibt. Denn immerhin soll der Copilot ja suizidgefährdet und in psychiatrischer Behandlung gewesen sein. All das wurde medial derart aufgebauscht, dass die ganzen Ermittlungen nur noch in eine Richtung geführt wurden und die „Lösung“ des Falles trotz diverser Widersprüche und Ungereimtheiten wohl schon feststeht.
viaBlackbox-Auswertung: Copilot soll Sinkflug bewusst eingeleitet haben | Contra Magazin.