DARUM GIBT ES IN SACHSEN KEINE BANDIDOS MEHR
Die Rockerszene in Sachsen – sie ist bunt und vielfältig, aber auch verschlossen und voller Rätsel. In unserer neuen Serie wollen wir einen Einblick in eine faszinierende, teilweise auch verstörende Subkultur geben – unverstellt, ungeschönt und jenseits üblicher Klischees. Rockerclubs haben uns ihre Türen geöffnet, Polizisten ihre Akten, ein Philosoph seine Gedankenwelt.
DIE HÖLLENENGEL SIND IHRE BLUTFEINDE

Von Alexander Bischoff und Jens Fuge
Leipzig – Auch der 1966 im texanischen Housten gegründete Bandidos MC hat versucht, in Sachsen Fuß zu fassen. Ähnlich wie bei den Hells Angels kamen die Rot-Goldenen mit dem „Fat Mexican“ (ein mit Machete und Colt bewaffneter Mexikaner) auf der Kutte aus Brandenburg und Berlin über die Landesgrenze.
Das Dresdner Chapter der Bandidos siedelte sich Anfang 2009 in Pieschen an. Zuvor gab es noch ein Gastspiel des Clubs in Bautzen. Ich Hochzeiten zählten die Bandidos in Dresden 30 Mitglieder, Prospects und Unterstützer, darunter viele Boxsportler.
In Leipzig versuchten ab 2008 fünf damalige Prospects des Berliner Bandido-Chapters Southside, ein eigenes Chapter aufzubauen. Vorarbeit dafür hatte der größtenteils aus Armee-Veteranen bestehende Unterstützerclub Warheads MC geleistet, der bereits zwei Jahre zuvor im Leipziger Westen heimisch geworden war – in einer alten Fabrikhalle.

Als die Bandidos im Sommer 2008 dort mit hunderten Rot-Gold-Rockern aus ganz Deutschland die Gründung ihres Leipzig-Chapters feierten, trafen sich zur gleichen Zeit in der Innenstadt über 100 Hells Angels zur Machtdemonstration.
Die meisten waren Berliner Höllenengel, die während des damals in der Messestadt tobenden Disco-Krieges für eine Leipziger Security-Firma die Türen von Nachtklubs und Diskotheken bewachten. Zum direkten Aufeinandertreffen beider Lager kam es aber nicht.
Der einzige blutige Konflikt, der in Leipzig zwischen beiden MCs aktenkundig wurde, war der Fall von Peinlich-Rocker Endrik „Kanone“ P. (41). Der Bandido hatte 2009 vor laufender Kamera an das Clubhaus-Tor der Hells Angels gepinkelt.
Kurz darauf landete „Kanone“ mit zerstochenen Leisten, gebrochenem Arm und Schädeltrauma im Krankenhaus. Wer den Rocker so zurichtete, konnte nie geklärt werden. Vergangenen Oktober nahm sich „Kanone“ nach einer aufgeflogenen Raubserie im Knast das Leben (Mopo berichtete).

Nur anderthalb Jahre nach der Gründung war dann auch schon wieder Schluss mit Rot-Gold in Leipzig. Anfang 2010 löste sich das Bandidos-Chapter auf, auch die erst kurz zuvor gegründeten Unterstützerclubs Chicanos MC Leipzig und Böhlen verschwanden wieder.
Auch in Dresden endete 2010 die Ära Rot-Gold – mit einem Eklat. Weil die deutsche Bandidos-Führung an seiner Loyalität zweifelte, legten der Dresdner Bandidos-Präsident Steffen „Eisen“ R. (48) und seine Mannen im Februar demonstrativ die Kutten ab.
Hintergrund war der kurz zuvor vollzogene Wechsel des kompletten Bandidos-Chapters Berlin El Centro zu den Hells Angels. Ein Seitenwechsel, den es in der deutschen Rockergeschichte so noch nicht gegeben hatte.
Da El Centro-Chef Kadir P. (30) und der Dresdner Oberbandit „Eisen“ engen Kontakt pflegten, unterstellte die Clubführung den Sachsen offenbar, von der „Fahnenflucht“ der Berliner gewusst zu haben und gleiches zu planen.

Einen letzten Versuch von Rot-Gold, im Freistaat heimisch zu werden, gab es 2013 in Nordsachsen. In Torgau gründete sich ein Ableger der Chicanos als Unterstützerclub der Bandidos im südbrandenburgischen Lauchhammer.
Im Januar 2014 flogen zwei Führungsmitglieder der Chicanos beim Crystal-Schmuggel auf. Bei der anschließenden Razzia im Torgauer Clubhaus und in den Wohnungen der Rocker wurden weitere Crystal-Depots entdeckt.
Kurz darauf gab der Bandidos MC Lauchhammer die Auflösung der Torgauer Chicanos bekannt.
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Bei Interesse am Thema Hells Angels, gibt es hier weitere Infos und Publikationen von mir: http://dirkbieder.me/?s=Hells+Angels
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