Artikel von Andreas von Rétyi
Eine 17-jährige australische Schülerin zeigt, wie einfach manche Lösungen auch für große Probleme sein können. Ihr Ziel: Sauberes Wasser und saubere Energie für alle Menschen. Mit einem simplen kleinen Gerät demonstriert sie, was machbar ist und sorgt damit auf einer Wissenschaftsmesse jugendlicher Erfinder für Furore.
Gleich vorweg gesagt: Was Umstände und Hintergründe dieser Messe betrifft, mag man durchaus geteilter Meinung sein, doch schmälert das wohl kaum die Leistung der 17-jährigen Australierin Cynthia Sin Nga Lam und berührt ebenso wenig ihre persönliche Motivation. Erstere ist einfach bemerkenswert, Letztere durchweg ehrbar.
Die junge Erfinderin aus Melbourne zählt zu den Finalisten der jährlich stattfindenden Online-Wissenschaftsmesse Google Science Fair, auf der die nächste Generation innovativer Geister ihre Ideen und Konzepte vorstellen soll. Diese Messe wird unter anderem auch von National Geographic undScientific American gesponsert.
Am Ende stehen 15 Erfindungen, die unseren Planeten allesamt zu einem besseren Ort machen sollen. Ganz besonders das von Cynthia Lam erfundene Gerät dürfte diese Voraussetzung erfüllen, will es doch gleich zwei grundlegende Menschheitsprobleme in den Griff bekommen.
Die junge Forscherin erklärt, eher zufällig auf diese Idee gekommen zu sein, während sie sich mit Photokatalyse befasste. Im weitesten Sinne wird jede durch Licht bewirkte chemische Reaktion als»Photokatalyse« bezeichnet, wobei eine eindeutige Definition bis heute noch nicht besteht.
Wie auch immer, für Cynthia war das Thema wesentlicher Ausgangspunkt für ein Verfahren, mit dem die gesamte Menschheit ganz unproblematisch sowohl mit sauberer Energie als auch mit sauberem Wasser versorgt werden könnte, was nun in vielen Regionen der Erde alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist.
Die betreffenden Zahlen sind geradezu erschreckend: 780 Millionen Menschen steht auch heute kein sauberes Wasser zur Verfügung, mindestens 1,2 Milliarden Menschen haben keinen elektrischen Strom.
Um das zu ändern, entwickelte Cynthia Lam eine kleines portables »Labor«, einen photokatalytischen elektrischen Generator mit integriertem Trinkwasseraufbereiter. Dafür wurde sie für den Scientific American Science In Action Award nominiert.
Der von Cynthia Lam als H2PrO bezeichnete Apparat nutzt zum Betrieb Sonnenlicht, um Wasser zu reinigen und zu entkeimen, aber auch zur Abspaltung von Wasserstoff aus Wasser zur Energieerzeugung. Sie selbst erklärt hierzu:
»Tatsächlich mangelt es nicht nur Ländern der Dritten Welt an Ressourcen, darüber hinaus steht die gesamte Welt vor einer Energiekrise und vor dem Problem der Wasserverschmutzung. Mein Ziel ist, eine ökologische und wirtschaftliche Lösung für beides zu finden. Mein Apparat H2PrO basiert auf photokatalytischen Reaktionen, um Abwasser zu reinigen und zu sterilisieren sowie Elektrizität zu erzeugen, durch Nutzung des produzierten Wasserstoffs. Dieser erneuerbare Prozess erfordert lediglich Titan und Licht. Und außerdem werden organische Abfallstoffe nicht nur zersetzt, sondern steigern auch die Reaktionsrate.«
Wie sie erklärt, besteht ihre Apparatur aus zwei Teilen, einem oberen für die photokatalytische Wasserreinigung und Erzeugung von Wasserstoff. Dieser Teil ist mit einer Brennstoffzelle verbunden sowie der unteren Einheit, die einer weiteren Wasserfilterung dient. Cynthia Lam freut sich vor allem über die effektive Beseitigung organischer Abfallprodukte. So seien beinahe 90Prozent davon innerhalb von zwei Stunden zersetzt worden.
Bei der Stromerzeugung sieht sie noch Bedarf zur Nachbesserung, denn dieser Vorgang sei noch recht instabil. Doch betont sie: Sowohl theoretisch als auch im Experiment sei die photokatalytische Wasserstoffausbeute ebenfalls zufriedenstellend und in Anwesenheit von organischem Material sogar noch besser.
Cynthia Lam möchte ihr Gerät natürlich weiter perfektionieren, um damit eine stabile Stromerzeugung zu erreichen. Und sie hofft, ihre erfolgreich vorgestellte Maschine, vor allem den Stromgenerator, so praktisch zu gestalten, dass viele Menschen eines Tages davon profitieren können.
H2PrO könnte allerdings manchem Großkonzern über kurz oder lang ein Dorn im Auge sein.
Jedenfalls wäre es ganz gewiss nicht das erste Mal, dass eine gute Idee sehr gezielt unterdrückt und deren Erfinder plötzlich in der weiteren Arbeit behindert, wenn nicht gar zum Schweigen gebracht wird, sobald die neuen Konzepte den bestehenden Interessen der großen Industrie zuwiderlaufen oder aber gegen etablierte Dogmen verstoßen. Wie schwer es die gegenwärtige Pionierarbeit zur »Freien Energie« hat, lässt ebenfalls tief blicken.
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