Während die NATO ihre Manöver direkt an der Grenze zu Russland abhält, sieht es entlang der US-Grenzen ziemlich ruhig aus. Doch was würde geschehen, wenn Russland und China gemeinsam mit Kuba und Venezuela Seemanöver direkt im Golf von Mexiko – unweit Floridas – abhalten würden? Gilt da nicht auch das Motto „Gleiches Recht für alle“?
Von Marco Maier
US-Kriegsschiffe die im Schwarzen Meer herumfahren und Manöver abhalten, NATO-Übungen nur wenige hundert Meter von der russischen Grenze entfernt, Raketenschilde die auf Russland zielen – die Liste an Provokationen durch die USA und deren NATO-Vasallen ist lang. Dennoch gleicht der „russische Bär“ mehr einem Balu aus dem „Dschungelbuch“ als einem wütenden Grizzly. Stets freundlich und nie aggressiv. Und wenn Moskau doch einmal die Muskeln spielen lässt, dann lediglich zur Demonstration und nicht zur Provokation, zumal stets die NATO die ersten Schritte unternommen hat.
Nun stelle man sich einmal vor, Russland und China würden gemeinsam mit Kuba und Venezuela militärische Manöver auf offener See abhalten. Natürlich nicht irgendwo auf dem offenen Atlantik, sondern direkt im Golf von Mexiko – quasi im Vorhof der USA. Wie groß wäre dann der Aufschrei in Washington? Wie umfangreich wäre die mediale Hetzkampagne angesichts dieser „unbeschreiblichen militärischen Provokation“? Man kann es sich nur grob vorstellen.
Es gilt nämlich stets zu bedenken, dass die Monroe-Diktrin, die den gesamten amerikanischen Kontinent zur US-Einflusszone erklärt, nach wie vor eine psychologische Rolle in der US-Politik spielt. Auch wenn die militärische Spielwiese der USA inzwischen längst schon die ganze Welt ist. Kuba und Venezuela, aber auch Ecuador und Brasilien sind dort ohnehin schon schmerzende Stachel im Fleisch der „Monroeisten“.
Eigentlich ist es nur dem Weitblick des russischen Präsidenten, Wladimir Putin, zu verdanken, dass Russland bislang noch nicht zu diesem Mittel gegriffen hat, und Gleiches mit Gleichem vergilt. Das Recht dazu hätten sie allemal. Wenn nämlich US-Schlachtschiffe vor der russischen Seegrenze herumkreuzen und Krieg spielen, sollte es ja auch legitim sein, wenn russische Kriegsschiffe ihre Übungen im karibischen Paradies abhalten und den Matrosen so eine Abwechslung bieten. Wie schon geschrieben: Wäre ein anderer Mann Präsident Russlands, wäre dies wohl längst schon geschehen – und die Welt wohl angesichts der US-Attitüden einem neuen Weltkrieg ein ganzes Stück näher. Gerade wir Europäer sollten Putin für sein besonnenes Handeln dankbar sein.
viaMilitärmanöver: Gleiches Recht für alle? | Contra Magazin.