Die harte Linie Deutschlands in Sachen Finanzhilfen für Griechenland könnte sich rächen. Athen beruft sich nun auf Reparationsforderungen im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg und droht damit, deutsche Immobilien in Griechenland zu pfänden, weil Deutschland nach wie vor verpflichtet sei, einen Zwangskredit von 1942 zurückzuzahlen.
Von Marco Maier
Zwischen Athen und Berlin kommt es derzeit zu heftigen Wortgefechten. Der griechische Justizminister Nikos Paraskevopoulos hat nun damit gedroht, die Pfändung deutscher Immobilien in Griechenland zu erlauben, wenn es mit Deutschland nicht zu einer Einigung über die griechischen Reparationsforderungen aus dem Zweiten Weltkrieg kommen sollte. „Ich beabsichtige die Erlaubnis zu geben“, so der Politiker im griechischen Fernsehen. Entscheiden müsse dies aber die Regierung unter Premierminister Alexis Tsipras, so Paraskevopoulos weiter.
Hierbei geht es um Forderungen der Griechen bezüglich eines Massakers der deutschen Wehrmacht im mittelgriechischen Distomo. Dabei waren im Jahr 1944 insgesamt 218 Opfer zu beklagen. Der höchste griechische Gerichtshof (Areopag) hatte im Jahre 2000 nach einer Klage der Hinterbliebenen beschlossen, deutsches Eigentum in Griechenland dürfe beschlagnahmt und gepfändet werden, um die Kläger zu entschädigen. Den Hinterbliebenen der Opfer waren von einem Landgericht in der Provinzstadt Livadeia zuvor 28 Millionen Euro Entschädigungen zugesprochen worden.
Doch diese kleine Summe stellt nur den Präzedenzfall dar. Konkret geht es der griechischen Regierung um einen Zwangskredit über 476 Millionen Reichsmark, den die NS-Führung 1942 von der griechischen Zentralbank erhoben hatte. Die Rückzahlung wurde damals vertraglich vereinbart. Doch das Geld wurde nie zurückbezahlt. Eine von einer Arbeitsgruppe erstellte griechische Studie kommt nach Medienberichten auf eine Summe von rund 162 Milliarden Euro, die dieser Zwangskredit heute inklusive Zinsen Wert wäre.
viaNS-Zwangskredit: Griechenland fordert Deutschland zur Rückzahlung auf | Contra Magazin.