Altkanzler Helmut Schmidt warnt vor einem „heißen Krieg“ mit Russland. Das Mitglied der Atlantik-Brücke sprach sich dafür aus, dass der Westen mehr Verständnis für die russische Politik haben müsse. Doch in der deutschen Politik haben eben andere Kräfte das Sagen.
Von Marco Maier
Gegenüber der „Bild“ zeigte sich Altkanzler Helmut Schmidt wieder einmal als Ex-Politiker, der trotz seiner Mitgliedschaft bei der Atlantik-Brücke ein gewisses Verständnis für die Lage Russlands besitzt. Er weist darauf hin, dass der Westen seine Russland-Politik ändern müsse, andernfalls sei „nicht völlig ausgeschlossen“, dass aus dem Konflikt um die Ukraine „sogar ein heißer Krieg wird.“
Schmidts Ansicht nach gälten die großen Sorgen Putins nicht Ländern wie der Ukraine, Polen oder den baltischen Staaten, sondern vielmehr Staaten wie China, Pakistan und den zentralasiatischen ehemaligen Sowjetrepubliken. Russland sei von den Beschlüssen der EU zur Ost-Erweiterung Anfang der 1990er Jahre in einer „Wild-West-Periode“ unter dem damaligen Präsidenten Boris Jelzin überrascht worden. „Das rächt sich heute“, sagte Schmidt, denn Jelzins Nachfolger Putin habe Russland wieder internationale Beachtung verschafft. „Putins Politik muss uns nicht gefallen. Aber wir müssen sie aus der Geschichte verstehen und ernst nehmen.“
Es zeigt sich, dass einige deutsche Ex-Politiker im Alter jene Vernunft erlangen, die sie in ihrer aktiven Zeit – wohl aus politischen Gründen hinsichtlich des Besatzungsstatuts – vermissen ließen. Diese Anbiederung an die US-Politik, die auch heute noch stattfindet, verhindert eine eigenständige politische Linie. Gerade deshalb ist die Kriegsgefahr heute so groß wie schon seit sehr langer Zeit nicht mehr. Dies hat Helmut Schmidt erkannt.
viaUkraine-Krise: Helmut Schmidt befürchtet einen “heißen Krieg” mit Russland | Contra Magazin.